A-Z Architekten: Harald Deilmann (1920-2008) – zum 100. Geburtstag
Nachbericht
30.08.2020, 16 Uhr
Veranstalter: BDA Münster-Münsterland
Ort: St. Anna-Kirche, Münster
10 A-Z Architekten Harald Deilmann, St. Anna-Kirche Münster, Andreas Deilmann u. Stefan Rethfeld - Foto: Wilhelm Walterscheid

10 A-Z Architekten Harald Deilmann, St. Anna-Kirche Münster, Andreas Deilmann u. Stefan Rethfeld - Foto: Wilhelm Walterscheid

Ein besonderer Anlass: 100 Jahre Harald Deilmann

Die neue Staffel der BDA-Reihe „A-Z Architekten“ startete gleich mit einem besonderen Anlass. Am 30. August 2020 wäre Harald Deilmann 100 Jahre alt geworden. Grund genug, ihm einen besonderen Termin zu widmen. So lud der BDA Münster-Münsterland am Sonntag (30.8) in die St. Anna-Kirche in Münster-Mecklenbeck ein, um in diesem Originalbau von Deilmann (1966-1972) über sein architektonisches Schaffen zu reflektieren.

Das zahlreich erschienene Publikum erwartete verschiedene Programmteile: einen Vortrag von Stefan Rethfeld (Kurator der Ausstellung „Harald Deilmann – Lebendige Architektur„, Baukunstarchiv NRW), einen Film sowie ein Gespräch mit dem Sohn Andreas Deilmann. Die Begrüßung übernahmen Hendrik Werbick, Pastoralreferent der Gemeinde, sowie Christian Pohl, Geschäftsführer des BDA Münster-Münsterland.

Stationen einer bewegten Biographie

In seinem Vortrag zeigte Stefan Rethfeld verschiedene Stationen der bewegten Biographie des Architekten auf. Er berichtete von den familiären Wurzeln im Rheinland und Westfalen, der Kindheit in Gladbeck, der Jugend in Münster, wo Deilmann 1938 sein Abitur absolvierte. Besonders prägend, so Rethfeld, waren die langen Kriegsjahre, die Deilmann an verschiedenen Schauplätzen im Zweiten Weltkrieg erlebte: Polen, Frankreich, Russland und Nordakfrika. Den Berufswunsch, Architekt zu werden, äusserte Deilmann erst in der Kriegsgefangenschaft in den USA. Dort begann er in einer Lagerakademie ab 1943 sein Studium, das er 1946-1948 an der TH Stuttgart abschloss.

 

Erste Bauten in Stuttgart, erste Bauten in Münster

Erste Bauten in und um Stuttgart entstanden in Zusammenarbeit mit Günter Wilhelm und Rolf Gutbrod. Ab 1951 baute Deilmann in Münster, zunächst in Sozietät mit Heinrich Bartmann, anschließend zusammen mit dem Architektenteam. Hierzu zählten neben Deilmann auch Max von Hausen, Ortwin Rave und Werner Ruhnau. Sie hatten für das gefeierte Theaterprojekt in Münster (1952-1956) zusammengefunden. Im Jahre 1955 gründete Deilmann sein eigenes Büro.

Ein vom BDA Münster-Münsterland produzierter Film beschrieb diesen Übergang: Vom Teamarchitekten zum selbstständigen Architekten – mit Beispielen aus Münster. Der Film wird auch Teil der geplanten Ausstellung im Baukunstarchiv NRW sein.

 

Phasen der Entwicklung

Rethfeld zeigte sodann weitere Phasen der Entwicklung auf. Für Rückenwind sorgte, dass Deilmann bereits 1962 für seine „lebendige Architektur“ mit dem NRW-Staatspreis ausgezeichnet wurde. Fortan zählte er mit zu den führenden Architekturbüros in der jungen Bundesrepublik. Viele Wettbewerbserfolge ermöglichten ihm Neuerungen: Ob im Wohnungsbau, im Schulbau, bei Gesundsheitsbauten oder Rathäusern. Für die Westdeutsche Landesbank entwickelte er ab 1967 ein architektonisches Erscheinungsbild, das international wahrgenommen wurde. Ob in Münster, Dortmund, Luxemburg und Düsseldorf – durch seine terrassierten Bauten lieferte er dem Bankunternehmen eine unverwechselbarer Form, und im besten Sinne: Corporate Architecture.

 

St. Anna-Kirche Münster – ein Beispiel für „Lebendige Architektur“

Gestaltfragen studierte Deilmann auch an eigenen Sakralbauten. So stellte während der Veranstaltung auch die St. Anna-Kirche, sie wurde 2013 unter Denkmalschutz gestellt, ein sprechendes Beispiel für seine „Lebendige Architektur“ dar. Hier wurde ein ganzes Pfarrzentrum auf schneckenförmigen Grundriss errichtet: Aussen rot verklinkert, Innen in Sichtbeton ausgeführt. Und die Veranstaltung bewies, dass ein solcher Deilmann-Großraum immer auch die nötige Flexiblität besitzt, ihn auch für nachmittägliche Architekturveranstaltungen zu nutzen. Das Publikum zumindest fühlte sich wohl. Deilmann hätte es gefallen.

 

Weitere Veranstaltungen: Ausstellung, Film & mehr

Der Nachmittag zum 100. Geburtstag war ein erster Auftakt für weiteren Veranstaltungen zu Harald Deilmann. So wird es im Zeitraum 22.1.-11.4.2021 die Ausstellung „Harald Deilmann (1920-2008) – Lebendige Architektur“ im Baukunstarchiv NRW (Dortmund) geben. Ein Kurzfilm „Harald Deilmann. Ein Leben für die Architektur – Ein Gespräch mit den Söhnen Thomas und Andreas Deilmann“ wurde zum Geburtstag vom Museum für Baukultur Nordrhein-Westfalen bereits veröffentlicht.

 

Weitere A-Z Termine sind: Johannes Nellissen (16.9.), Eberhard M. Kleffner / Christa Kleffner-Dirxen (15.10.), Josef Paul Kleihues (12.11.).