Architektur im >Kontext<:
Prof. Matthias Sauerbruch – Rückblick
Baukultur im Klimawandel
16.01.2023
Veranstalter: LWL und BDA Münster-Münsterland
Ort: LWL-Museum für Kunst und Kultur, Domplatz 10, Münster
Architektur im Kontext 2023, Vortragsreihe des LWL und des BDA Münster-Münsterland, Prof. Matthias Sauerbruch, Berlin - Foto: BDA/Markus Bomholt

Architektur im Kontext 2023, Vortragsreihe des LWL und des BDA Münster-Münsterland, Prof. Matthias Sauerbruch, Berlin - Foto: BDA/Markus Bomholt

Was für ein Auftakt! Über 350 Zuhörer und Zuhörerinnen waren zum Start der neuen Staffel Architektur im >Kontext< des LWL und des BDA Münster-Münsterland in das LWL-Museum für Kunst und Kultur am Domplatz gekommen. Mit Matthias Sauerbruch konnten sie einen Architekten erleben, der sich nachdenklich und neugierig zugleich gab – und sich vortastete in eine Zeit des Bauens, die noch unbekannt ist: in die Zukunft.

Von dieser Zeit wird bekanntermaßen heute viel erwartet – nicht weniger als eine Bauwende, die deutlich schonender mit den Ressourcen der Erde umgeht. Doch statt gar nicht mehr zu bauen, forderte Sauerbruch an diesem Abend ein neues „Neues Bauen“, das neben der Anwendung erneuerbarer oder recyclingfähiger Baustoffe verstärkt auf den Erhalt und die Anpassung von Bestandsgebäuden setzt. Und gar zu einer neuen Ästhetik führen kann. Bewusst bezog sich Sauerbruch mit dem Begriff des „Neuen Bauens“ auf den Kontext vor 100 Jahren, als die vergangenen Zwanziger Jahre eine ebensolche Umbruchzeit wie unsere Gegenwart darstellten.

Verborgen in der heutigen Aufgabe läge nicht weniger als der Anspruch, neue Formen des Zusammenlebens, des Arbeitens und Wirtschaftens zu entwickeln. Die künftige Architektur, so Sauerbruch, müsse daher einen Raum schaffen, der diesen Wertewandel verkörpert sowie zu einer klimafreundlichen Lebensweise ermutigt und diese demonstriert. Stets setze sich qualitätsvolle Architektur auch immer mit dem städtebaulichen und architektonischen Kontext auseinander, auf den sie reagiert und den sie weiterführt.

Eingebettet in diese Forschungsfragen erläuterte Sauerbruch anhand von historischen Referenzbauten und eigener Büroprojekte verschiedene Strategien einer kontextbezogenen wie ressourcenschonenden Entwurfshaltung, die das 1989 gegründete Büro Sauerbruch Hutton von Beginn an auszeichnet. Zu den wichtigsten Projekten zählen die GSW-Hauptverwaltung in Berlin, das Umweltbundesamt in Dessau, das Science Centre Experimenta in Heilbronn, das Museumsquartier M9 im Venedig-Mestre und das jüngst in Holz-Modulbauweise errichtete Universal Design Quartier in Hamburg.

Einmal mehr unterstrich Sauerbruch hierbei die Verantwortung des Architekten und zugleich dessen integrierende Rolle im Aushandeln der verschiedenen Interessen. Auch in Zukunft wird Neugierde, Improvisationstalent und flexibles Denken eine wichtige Rolle spielen. Das Publikum teilte seine Zuversicht mit viel Applaus.

Weitere Infos: lwl-baukultur.de