Frühe Universitäts- und Klinikbauten in Münster

A-Z Architekten: Otto Weißgerber - Foto: Stefan Rethfeld
In der Reihe A-Z Architekten in Münster lud der BDA Münster-Münsterland kürzlich (25.9.) zu einem besonderen Architekturabend ein, diesmal in den Hörsaal der Medizinischen Fakultät an der Domagkstraße. Anlässlich des 100. Geburtstags der Universitätsmedizin widmete sich der Vortrag dem Architekten Otto Weißgerber (1880-1960), der 1925 die Kliniken am Westring vollendete.
Der Architekt und Autor Stefan Rethfeld beleuchtete in seinem Vortrag Weißgerbers Leben und Werk. Weißgerber wurde in Sondershausen, Thüringen, geboren. Nach seinem Studium in Berlin und ersten Erfahrungen in Wiesbaden und Köln kam er 1909 bis 1916 als Bauamtsvorsteher nach Münster. In dieser Rolle entwarf er für die 1902 wiedererrichtete Universität Münster das neue Hörsaal- und Unterrichtsgebäude an der Johannisstraße neben der Petrikirche und dem ehemaligen Jesuitenkolleg. Von dem Renaissance-Bau mit seinem Zusammenspiel aus Sand- und Backstein ließ er sich ebenso inspirieren wie vom anschließenden westfälischen Barock, den er bei den späteren Klinikbauten zitierte. Diese Bauten wirkten außen repräsentativ, überraschten innen jedoch mit modernster Ausstattung. Für die Chirurgische Klinik entwarf Hinnerk Scheper vom Dessauer Bauhaus einen Farbenplan zur Orientierung. Bei ihrer Eröffnung galten die Kliniken als eine der modernsten Anlagen in Preußen.
1926 wechselte Weißgerber nach Berlin, wo er als Dezernent für Hochschulbauten moderne Institutsgebäude für die Physik entwarf. Ab 1938 leitete er das Neubauamt für die geplante Hochschulstadt im Dritten Reich. Auch nach 1945 organisierte er in Berlin den Wiederaufbau von Kliniken und Hochschulbauten, insbesondere der Technischen Universität. Das Hauptgebäude seiner Alma Mater, die sich nach 1945 von der Technischen Hochschule zur Technischen Universität wandelte, baute er 1950 bis 1953 mit Fritz Schirmer wieder auf – unter Verwendung alter Bausubstanz. Die moderne Erweiterung zur Hauptseite, der lange weiße Riegel von Kurt Dübbers und Karl-Heinz Schwennicke (1964-1968), erlebte er nicht mehr: Otto Weißgerber starb 1960 in Berlin.
Rückblickend hinterließ Weißgerber als preußischer Baubeamter vor allem in Münster und Berlin Spuren. Sein Leben widmete er dem Hochschulbau, der vom Historismus bis zur Moderne in jedem Jahrzehnt neue Herausforderungen bot.
Im nunmehr 100-jährigen Hörsaal der Medizinischen Fakultät in Münster erlebten die Zuhörer diese Zeitreise besonders eindrucksvoll.
Weitere Infos: www.bda-muenster.de