A-Z Architekten:
Werner Ruhnau (1922-2015) – Rückblick
Architektur als Experimentierfeld: Frühe Anfänge in Münster
30.10.2025
Veranstalter: BDA Münster-Münsterland
Ort: Stadthausgalerie, Rathausinnenhof, Münster
A-Z Architekten: Werner Ruhnau (1922-2015) - Vortrag von Stefan Rethfeld - Foto: Markus Bomholt

A-Z Architekten: Werner Ruhnau (1922-2015) - Vortrag von Stefan Rethfeld - Foto: Markus Bomholt

Der jüngste Abend der Reihe A-Z Architekten in Münster am 30. Oktober 2025 bot ein besonderes Erlebnis: Er stellte das Leben und Werk von Werner Ruhnau (1922–2015) in den Mittelpunkt. Der BDA Münster-Münsterland konnte über 120 Architekturinteressierte in der Stadthausgalerie begrüßen. Sie saßen inmitten der Ausstellung „Werner Ruhnau in Westfalen. Bauen für die offene Gesellschaft“, die das Baukunstarchiv NRW rund um das Münster Modell noch bis zum 15. November zeigt

Der Architekt und Autor Stefan Rethfeld skizzierte in seinem Vortrag Ruhnaus Werdegang – von den Anfängen im ostpreußischen Königsberg bis zu den letzten Jahren in Essen. Der Schwerpunkt lag auf Münster, wo Ruhnau ab 1950 den modernen Neubau der Landwirtschaftskammer realisierte. Den Entwurf hatte sein Vorgänger Walter Hämer vor seinem Wechsel nach Hannover geliefert, doch Ruhnau verfeinerte zudem die Plastizität der Fassade und entwickelte die Innendetails. Als erstes modernes Bürogebäude nach dem Krieg in Münster symbolisierte das Bauwerk den Aufbruch in eine neue Zeit.

Um gegen einen starren Theaterneubau zu protestieren, schloss sich Ruhnau anschließend mit Harald Deilmann, Max von Hausen und Ortwin Rave als Architektenteam zusammen. 1952 gewannen sie einen offenen Wettbewerb und schufen bis 1956 den international beachteten Neubau. In Münster traf Ruhnau den Dramaturgen Claus Bremer, der eine stärkere Einbindung des Publikums forderte und die Guckkastenbühne im Großen Haus kritisch sah. Diese Idee prägte fortan Ruhnaus Arbeit: Er verstand sich zunehmend als Regisseur variabler Räume. Beim zeitgleichen Wettbewerbserfolg des Teams 1954 für ein neues Theater in Gelsenkirchen vertiefte Ruhnau dieses Konzept gemeinsam mit Künstlern.
Ruhnau schuf veränderbare Räume – flexible Theaterzonen, offene Foyers und Stadträume, die er einbezog. Auch bei der Spielstraße der Olympischen Spiele in München (1972) und den Bürolandschaften der Herta Wurstwaren KG in Herten (1968–72) erprobte er das Zusammenspiel von Architektur, Kunst und Gesellschaft. Spätere Theaterumbauten in Oberhausen, Frankfurt am Main, Essen und Stendal setzten diese Ideen fort. Podienklaviere, Spiellandschaften und Feste wurden bei Ruhnau zu einem Plädoyer für eine offene Gesellschaft – und regen bis heute zum Nachdenken an. Der Ausstellungskatalog fand ebenfalls an diesem Abend großen Anklang.

Weitere Infos: bda-muenster.de

Weitere Pressemeldung: BauNetz vom 28.10.2025

Mehr Infos zur Ausstellung: Baukunstarchiv NRW